Teilweise abgeschaltete Außenbeleuchtung, Außerbetriebsetzung der Turnhalle, abmontierte Warmwasserboiler, optimierte Heizungen: Angesichts der steigenden Energiepreise hat die Hochschule Schmalkalden seit längerem zahlreiche Sparmaßnahmen umgesetzt und in die Wege geleitet. Hierzu gehört seit kurzem auch eine mit dem Personalrat geschlossene Dienstvereinbarung zur ausnahmsweise zweiwöchigen Betriebsschließung zum Jahreswechsel 2022/2023 sowie an Brückentagen im Jahr 2022. Die Hochschule erwartet hierdurch einen weiteren kleinen fünfstelligen Betrag an Strom- und Wärmekosten einsparen zu können.
„Die massiven Preissteigerungen, die wir spätestens ab 2023 erwarten müssen, übersteigen unser Einsparpotential allerdings um ein Vielfaches“, machte Kanzler Dr. Ramsteck die derzeitigen Herausforderungen deutlich. „Alleine im Bereich elektrischer Energie rechnen wir mit Mehrkosten von circa 600.000 Euro im Jahr 2023. Selbst ein komplettes Umstellen auf Onlinebetrieb, wie in der Corona-Pandemie zeitweise praktiziert, könnte derartige Preissteigerungen allerdings nicht abfangen“, so Ramsteck ernüchtert weiter.
Das Sparpotential an Strom ist für Hochschulen aufgrund der für einen modernen Hochschulbetrieb, gerade auch für einen Onlinebetrieb, nötigen Technik nämlich begrenzt. Zwar bieten sich im Kleinen etliche Möglichkeiten, um das angestrebte Ziel „Sparen, wo es nur geht“ umsetzen zu können, größere Einsparpotentiale gerade im Bereich der Wärme oder der Eigenversorgung mit Strom bspw. über Photovoltaik sind aber im Regelfall nur durch Baumaßnahmen zu realisieren, denen ein bekannt knapper Bauhaushalt des Landes gegenübersteht.
Neben den erwarteten Preissteigerungen bei Strom machen daher die befürchteten enormen Preissteigerungen bei Wärme zusätzliche Sorgen: „Während beispielsweise in Baden-Württemberg die Energiekosten der dortigen Hochschulen für Angewandte Wissenschaften vom Land getragen werden, müssen die Hochschulen und Universitäten in Thüringen für diese Kosten im Rahmen ihres Budgets selbst aufkommen“, bringt Präsident Prof. Gundolf Baier die derzeitige Herausforderung auf den Punkt. „In normalen Zeiten ist dies auch grundsätzlich kein Problem, da das Land den Hochschulen über die Rahmenvereinbarung V dankenswerterweise eine auskömmliche Grundfinanzierung zur Verfügung stellt, die Preissteigerungen von ca. vier Prozent abdeckt und im Rahmen der Hochschulautonomie Planungssicherheit bietet. Für Kostenexplosion gerade im Energiebereich von erwartet über 100 Prozent ist die im Jahr 2020 geschlossene Finanzierungsvereinbarung jedoch weder gedacht noch ausreichend. Zumal wir im Rahmen der Sparmaßnahmen des Landes in den Jahren 2022 und 2023 ohnehin bereits überraschende Kürzungen unserer Mittel von insgesamt über 1,3 Mio. Euro hinzunehmen hatten, die wir bereits aus unseren Rücklagen abfedern mussten.“
Baier sorgt sich daher vor allem um die Wettbewerbsfähigkeit des Hochschulstandorts Thüringen: „Unsere Stärke ist gerade der persönliche Aspekt, das Erleben von Studium bei uns vor Ort, gerade durch junge Menschen, die aus anderen Bundesländern oder aus dem Ausland das erste Mal alleine wegen des Studiums überhaupt nach Thüringen und Schmalkalden kommen.“ Daher sieht er in den enorm steigenden Kosten bei gleichzeitigen Mittelkürzungen eine schwierige Situation, die nur durch das Land abgefedert werden kann: „Aufgrund von Sparzwängen temporär geschlossene Hochschulen, im schlimmsten Fall sogar Stellenstreichungen haben weder unsere Studierenden noch Beschäftigten verdient; Thüringen kann es sich in Anbetracht der demographischen Entwicklung auch schlichtweg nicht leisten, hinter andere Länder, die ihren Hochschulen bereits finanzielle Unterstützung zugesagt haben, zurückzufallen“, so Baier weiter.