Schon am Vormittag gingen immer wieder Menschen mit neugierigen Seitenblicken vorbei und versuchen herauszufinden, was hier eigentlich genau passiert. Doch am Fenster war es klar und deutlich zu erkennen: Heute wird die Milchhalle eröffnet.
Die Café-Kultur, die in Erfurt so allgegenwärtig ist, fehlt – zumindest noch – in Schmalkalden. Mit dieser einfachen Feststellung von Franz Eppler fing alles an. Ein Dreigestirn von Ideengebern, die sich gegenseitig ergänzten, war geboren: der Buks e.V. (Bunte Kultur Schmalkalden), die Hochschule Schmalkalden mit dem WORT-Projekt und Familie Eppler. Doch die Milchhalle ist mehr als nur ein Café, das betonten alle Redner, die zur Eröffnung das Wort ergriffen. "Noch ist die Halle teilweise unmöbliert, noch hallt es beim Sprechen", so Bürgermeister Thomas Kaminski. Aber mit viel Engagement und einem offenen Raum, der sich erst durch die Ideen der Menschen, die ihn besuchen, entwickelt, sei hier ein Ort der Begegnung entstanden.
Der BUKS e.V. ist Träger der Milchhalle und übernimmt den Cafébetrieb sowie die Gestaltung und Durchführung partizipativer Veranstaltungsformate. Die Hochschule organisiert temporär und anlassbezogen in der Milchhalle Begegnungsangebote. Dabei ist es ihr Ziel, durch Begegnungen Vorurteile und Ressentiments gegenüber Personen mit Migrationshintergrund abzubauen sowie die interkulturelle Öffnung der Stadt zu fördern. Darüber hinaus sollen internationale Studierende und damit potentielle Fachkräfte zum Hierbleiben animiert werden. Die Stadt Schmalkalden ist besonders daran interessiert, dass sich internationale Studierende, Fachkräfte und Bewohner:innen in der Stadt und in der Region einleben und heimisch fühlen und unterstützt ebenso.
„Was mit einem Drei-Gestirn begonnen hat, wird hoffentlich mal ein Kreis, wenn noch viele weitere Ideen hinzukommen“ sagte der Hochschulpräsident Prof. Dr. Gundolf Baier. Die Hochschule werde auch mit Veranstaltungen dazu beitragen, den neuen Begegnungsraum mit Leben zu füllen. Ebenfalls betonte Carsten Feller die Wichtigkeit der Hochschule: „Die Milchhalle soll ein Anlaufpunkt sein: für internationale Studierende und alle Menschen, die Lust auf offenen Austausch haben. Die Gesellschaft hat sich in kleinere Gruppen zurückgezogen, deren Kommunikation oft auf Telegramm oder anderen Plattformen stattfindet. Wir brauchen aber wieder mehr Austausch und Begegnung im realen Leben, denn die Abwehr und der Hass, die den Menschen in den sozialen Medien schnell entgegenschlagen, sind im realen Leben nicht die erste Reaktion im Gespräch.“
Die Stimmung am Sonntag war auf jeden Fall schon mal gut: Alle sind voller Hoffnung, dass dieser neue Treffpunkt ein Ort bleibt, an dem man sich gerne aufhält, bei einem heißen oder kalten Getränk eine Pause einlegt und miteinander ins Gespräch kommt.