Im Sommersemester lernen an der Hochschule Schmalkalden rund 30 ukrainische Studierende – viele von ihnen sind Geflüchtete. Sie werden vom Dezernat Studium und Internationales betreut und aus Mitteln der Gesellschaft der Freunde und Förderer unterstützt. Auch Drittmittel der Europäischen Kommission, des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) sowie des Thüringer Wissenschaftsministeriums spielen eine wichtige Rolle.
Unmittelbar nach Ausbruch des Krieges verzeichnete der Hochschulstandort Schmalkalden den Zuzug ukrainischer Studierender. Viele von ihnen kamen von Partnerhochschulen und nahmen ad hoc ein Exchange-Studium an der Hochschule auf. Einige brachten auch ihre Familien mit oder zogen Angehörige nach. „In den ersten Wochen lag der Fokus auf der Frage, wie und wo Geflüchtete an adäquaten Wohnraum kamen“, erinnert sich Kevin Rausch, der im Auftrag der Hochschule die Abstimmungen mit der Stadt Schmalkalden und dem Landratsamt Schmalkalden-Meiningen vornahm. „Die Zusammenarbeit war von großem Engagement aller Beteiligten geprägt – und die Behörden haben im Zusammenspiel binnen kürzester Zeit tragfähige Lösungen gefunden“, so Rausch.
Mit Beginn des Sommersemesters rückten dann Fragen der Finanzierung der Aufenthalte in den Vordergrund. Es zeichnete sich ab, dass die zunächst nur übergangsweise geplanten Aufenthalte länger anhalten würden und für die Fortsetzung des Studiums in Schmalkalden genutzt werden könnten. Stipendien waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht in der Breite verfügbar. In dieser Lage hat die Gesellschaft der Freunde und Förderer der Hochschule Schmalkalden schnell reagiert und beschlossen, allen ukrainischen Studierenden den Semesterbeitrag für das Sommersemester 2022 vollständig zu erstatten: „Wir wollten mit dieser Entscheidung das Signal senden, dass dem Hochschulstandort die finanziellen Sorgen und Nöte bewusst sind – und wir gemeinsam nach Lösungen suchen“, so Prof. Dr. Elmar Heinemann, Vorstandsvorsitzender der Fördergesellschaft. Die Rückerstattung wird in dieser Woche ausgezahlt.
Im Laufe des Sommersemesters wurden durch das Dezernat Studium und Internationales zudem ERASMUS-Stipendien für die Zielgruppe ausgeschrieben, weitere Mittel wurden beim DAAD beantragt. Die Betreuungsinfrastruktur wurde im Rahmen des DAAD-Projektes „Welcome“ aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung optimiert: Am Standort lebende ukrainische Geflüchtete übernehmen in ukrainischer, englischer und deutscher Sprache die Erstberatung neuer Geflüchteter, die einen Zuzug nach Schmalkalden erwägen. „Der Peer-to-peer-Ansatz erlaubt es uns, unsere Landsleute niederschwellig beraten und orientieren zu können – und wir kennen die Herausforderungen der Flüchtenden“, sagt Studentin Olena Fedorenko aus Irpin, die Anfragen der zentralen Clearing-Mailbox „ukraine@hs-schmalkalden.de“ beantwortet.
Die Betreuungsinfrastruktur entwickelt sich weiter, da sich auch die Bedarfe und Zuständigkeiten über die Monate verändert haben. Herausfordernd wird es sein, die aufgenommenen ukrainischen Exchange-Studierenden in stabile Strukturen zu überführen, damit sie ihr Studium auch erfolgreich abschließen können. „Dies verlangt neben mittelfristigen Finanzierungsoptionen auch Sprachqualifikationsangebote und Anrechnungsprozesse bereits in der Ukraine erbrachter Leistungen“, so Dr. Marcus Hornung, Leiter des Dezernats Studium und Internationales. Für die nächsten Schritte wird die Hochschule deshalb auch zusätzliche bereitgestellte Mittel des Thüringer Wissenschaftsministeriums abrufen.
Fragen rund um die Aufnahme ukrainischer Studierender beantwortet Dr. Marcus Hornung im Dezernat Studium und Internationales. Ukrainische Interessenten können sich an die Clearing-Mailbox "ukraine@hs-schmalkalden.de" wenden.