Vergangene Woche fand im sachsen-anhaltinischen Merseburg die 25. Nachwuchswissenschaftler:innenkonferenz (NWK) statt. In verschiedenen Formaten wie Vorträgen und Postern, aber auch in einem Science Slam, präsentierten über einhundert junge Wissenschaftler ihre Forschungsvorhaben und tauschten sich über ihre Projekte, Fragestellungen und Ansätze produktiv aus. Neben Promovierenden nahmen auch einige Masterstudierende und Post-Docs an der zweitägigen, vom Ministerium für Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt geförderten Konferenz teil.
Als ein interdisziplinäres Forum hat die NWK den Anspruch, ein möglichst umfassendes Bild der Wissenschaftsfelder, zu denen an Hochschulen vor allem der angewandten Wissenschaften geforscht wird, zu präsentieren: Neben den Ingenieurwissenschaften waren unter anderem auch angewandte Naturwissenschaften, Gesundheitswesen und Sozialwissenschaften in genuinen Sektionen mit eigenen Beiträgen vertreten. Durch die Verschiedenheit der Disziplinen ergab sich die Herausforderung der Vermittlung: Um dem teils fachfremden Publikum das eigene Thema in einem Vortrag oder Poster verständlich nahe zu bringen, bedarf es kommunikativer und didaktischer Kompetenzen. Zugleich wird so ein neuer Blick auf die eigene Arbeit möglich, wodurch letztlich beide Seiten profitieren.
Die Hochschule Schmalkalden war mit fünf Beiträgen auf dieser Jubiläums-NWK vertreten, und konnte sich im Wettbewerb durchaus profilieren: So gewann Joshua Voll den zweiten Platz für den besten Vortrag, und Lucas Loth den zweiten Platz für das beste Paper. Beide sind Teil des Teams der Professoren Stefan Roth und Thomas Seul in der angewandten Kunststofftechnik und beschäftigen sich mit der Herstellung leitfähiger Filamente im Kontext der Kunststofffertigung. Grundlegend geht es darum, leitfähige Filamente – einem drahtförmigen Werkstoff, der als Ausgangsstoff für ein spezielles 3D-Druck-Verfahren dient – über die Einbringung niedrigschmelzender Metalle herzustellen, was wesentliche Vorteile in der Anwendung bietet.
Joshua Voll stellte sein Projekt eines elektrisch leitfähigen Zinnpulverfilaments vor, das er in der Verwendung im (additiven) FFF-Verfahren untersuchte. Dabei legte er den Fokus auf die Analyse unterschiedlicher Mischverhältnisse der Materialien und verschiedener Verfahrens- und Einflussgrößen wie Düsentemperatur sowie Druckgeschwindigkeit und der Schichthöhe. Die Frage ist, wie sich die verschiedenen Materialien bei wechselnden Parametern verhalten und welche Verteilung das Optimum für die Leitfähigkeit bietet.
Der Ansatz von Lucas Loth hingegen konzentrierte sich auf die Flexibilität des leitfähigen Filaments: Gegenüber den bislang verfügbaren kommerziellen flexiblen Lösungen konnte für das von ihm entwickelte Filament eine gesteigerte Leitfähigkeit nachgewiesen werden. Nach der Charakterisierung des Filaments wurde über das FFF-Verfahren ein Prüfkörper unter wechselnden Parametern hergestellt und die strukturellen Auswirkungen der Fertigungsprozesse auf die Materialien untersucht. Wiederum war das Ziel eine Klärung der optimalen Konditionen der additiven Verfahren.
Aber natürlich lebt eine Nachwuchswissenschaftler:innenkonferenz von dem motivierten Engagement aller Beteiligten, daher sollen auch die restlichen Beitragenden Erwähnung finden. Adolf Schenka stellte einen neuen Ansatz auf dem Feld der Neuroinformatik vor, mit Hilfe eines spezifischen künstlichen neuronalen Netzes – einem Deep Convolutional Network – EEG-Signale zu deuten und im besten Falle Microschlaf-Ereignisse vorherzusagen und die Betroffenen zu warnen. Als ein Problem wurde hier die Komplexität des Signals und die hieraus resultierende Rechenkapazität ausgemacht, die künftigen Untersuchungen angegangen werden soll. Lisa Schneeweiß präsentierte die Ansätze im Projekt BauKIRo, das auf den Abgleich des konkreten Baufortschritts mit den Bauplänen über eine Drohne und mit Hilfe künstlicher Intelligenz zielt, was zum Beispiel helfen soll, Abweichungen frühzeitig und kostengünstig festzustellen und zu korrigieren. Eine Forschungsfrage ist der Aufbau der Drohne, die einerseits alle Technologien integrieren muss, andererseits aber enge Grenzen beim Gewicht hat, gerade wenn die in engen Verhältnissen wie Baustellen unabdingbare Wendigkeit mitbedacht wird. Und Borhan Rastighalati präsentierte seine Erkenntnisse zum Nutzungsverhalten auf der Plattform Youtube: Er ging unter anderem der Frage nach, wie sehr die Nutzer im Falle skip-barer Anzeigen auf den entsprechenden Button achten, bzw. ob sie durch nah platzierte Firmenlogos abgelenkt werden.
All jene, die sich eingehender mit diesen Thematiken beschäftigen wollen oder neugierig sind, was für Themen noch auf der NWK verhandelt wurden, seien auf den online-verfügbaren Tagungsband verwiesen.
Im nächsten Jahr darf die Hochschule Schmalkalden die 26. Nachwuchswissenschaftler:innenkonferenz ausrichten. Diese wird am 20. und 21. Mai stattfinden. Alle aktuellen Informationen sind zu finden auf: hs-schmalkalden.de/nwk26