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Neue Aufgaben, neue Wege – Der VDWF-Treffpunkt Werkzeugbau an der HSM in der Angewandten Kunststofftechnik

Teilnehmer im Labor für Angewandte Kunststofftechnik

Gerald Ullrich (l.) mit Prof. Thomas Seul im Labor für Angewandte Kunststofftechnik

Anfang letzter Woche wurde die Hochschule Schmalkalden zum Gastgeber des „VDWF-Treffpunkt Werkzeugbau“, der über 90 Gäste aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik trotz winterlicher Witterungsbedingungen nach Südthüringen lockte. Der Verband Deutscher Werkzeug- und Formenbauer e. V., dem mehr als 490 Mitgliederunternehmen aus ganz Deutschland angeschlossen sind, ist seit vielen Jahren Kooperationspartner der Hochschule Schmalkalden im Bereich Weiterbildung und Forschung. Neben einem wissenschaftlichen Rahmenprogramm rund um die aktuellen Entwicklungen im Werkzeugbau bot das Treffen breiten Raum für den Austausch der Anwesenden und wurde von einem Besuch der Angewandten Kunststofftechnik abgerundet.

Nach der Begrüßung durch Ralf Dürrwächter, VDWF-Geschäftsführer, und Prof. Thomas Seul, in Personalunion VDWF-Präsident und Inhaber der Professur für Fertigungstechnik und Werkzeugkonstruktion an der Hochschule Schmalkalden, ließ es sich Gerald Ullrich, Mitglied des Deutschen Bundestages, nicht nehmen, alle Teilnehmer willkommen zu heißen, um mit kurzen aber verständlichen Worten aus seiner Sicht als „Spritzgießer“ und Politiker Sichtweisen und Erklärungen rund um die Branche zu vermitteln. Nach weiteren einführenden Hinweisen von Claudia Michel, welche die Geschäftsstelle des VDWF in Schmalkalden verantwortet, richtete sich der Fokus des ersten Vortrags auf die Lage der Konjunktur.

Die Branche des Werkzeug-, Modell- und Formenbaus befindet sich nach Jens Lüdtke im Wandel, wobei er negativen Momentaufnahmen langfristige positive Trends entgegenstellte. Dies sollte die Anwesenden aber nicht überraschen, befinde sich der Bereich doch beständig in Veränderung aufgrund neuer Aufgaben und Rahmenbedingungen. Veranschaulicht würde der Wandel der letzten Dekaden in dem Bild von Werkshallen, die sich von klassischen Orten der Produktion hin zu hochtechnischen, klinisch-reinen Betriebsstätten entwickeltet hätten. Die aktuelle Problemstellung ist demnach nicht die Veränderung der Situation oder der äußeren Konditionen, sondern die eigene Qualität des Anpassungsdrucks, der die Branche gerade in Hinsicht der Wirtschaftlichkeit und Kosteneffizienz vor Herausforderungen stellt. Trotz der Problematik gebe es aber verschiedene Ansätze, wie der Maschinenbau reagieren könne, neben der weiteren Effizienz sei hier auf die Menschen und die wachsende Kooperation verwiesen. Auch wenn das Bild also nicht ungetrübt sei, gebe es Antworten und mögliche Wege.

Ein anderer Vortrag widmete sich mit der Dokumentationspflicht einem eher unbeliebten Zeitvertreib der Maschinenbauer:innen. Eine gut gemachte Dokumentationspraxis erschwere aber nicht die Arbeit, sondern mache sie leichter, so das Plädoyer Dr. Mario Schuberts am Ende des Vortags. Auf die kürzeste Formel gebracht, meine Doku: „Schreibe auf, was du machst / Mache, was du aufgeschrieben hast!“ Das Ziel ist letztlich, sich selbst eine sinnvolle Selbstorganisation zu erarbeiten, einen verlässlichen Schatz an Erfahrung über die Zeit zu bewahren und zugleich anderen Mitarbeitenden zugänglich zu machen. Wenn eine Doku aktuell, klar, passend und unter anderem abgestimmt sei, könne sie helfen, das Wissen um positive und negative Faktoren der Produktion zu verallgemeinern.

Mit den Vorzügen der Fertigung per 3D-Druck wurde ein eher technischer Aspekt von Rainer Jilge vertieft. Die Effizienz von Produktionsketten hängt nicht unerheblich mit dem Verschleiß der verwandten Werkzeuge zusammen. Somit gilt es, immer robustere, also verschleißärmere Werkzeuge zu entwickeln. Eine Möglichkeit hierzu bietet sich im Rückgriff auf veredelte, spezielle zusammengesetzte Materialkompositionen, die hohe Grade an Härte aufweisen und sich zugleich über den 3D-Druck in vielfältige Formen bringen lassen. Über solche Verfahren ließe sich die Standzeit von Werkzeugen erheblich verlängern.

Eine letzte Herausforderung darf natürlich nicht fehlen: Die Ökologie. Einerseits sind die Schwierigkeiten dieser Aufgabe, die die Branche tiefgreifenden Veränderungen und Prioritätenverschiebungen unterwirft, nicht zu leugnen, andererseits biete sich aber auch die Chance für die Anwendung klassischer Tugenden der Ingenieurskunst, so Dr. Wolfram Heger. Die ökonomische Relevanz verschiedener Aspekte der Nachhaltigkeit wird in Zukunft mehr und mehr wachsen: Die Aufgabe der Gegenwart für die Unternehmen ist es demzufolge, ökologische wie menschenrechtliche Standards bereits jetzt in die Geschäftsstrategie zu implementieren. Nachhaltigkeit sei eine Reise, die nun starte. Zugleich müssten auch die positiven Effekte dieser Herausforderungen bedacht werden: Die zügige Umstellung biete bereits heute Wettbewerbsvorteile, richteten die Kund:innen ihr Augenmerk doch vermehrt auf Anforderungen der Nachhaltigkeit, auf die Ökologie ebenso wie auf die Aspekte von Menschenrechten und Lieferketten. Es verhält sich also abschließend analog zu den Dokus: Richtig gemacht lohnt sich der Aufwand.

Im Anschluss an den Vortagsteil wurde kurzweilig und informativ durch die modernen Technika Werkzeugtechnologie/Spritzgießen, Compoundieren, Extrusion und Additive Fertigung sowie Werkstoffanalytik geführt. Hier gab es Forschung und Wissenschaft zum Beispiel zur KI und Maschinellem Lernen zum Anfassen und Begreifen. Die vielen Eindrücke und Inhalte wurden zum Ausklang der Veranstaltung beim Netzwerken im ansprechenden Ambiente der dekorierten und atmosphärisch ausgeleuchteten Hallen des AKT abgeschlossen.