Stiftungsprofessuren sind ein relativ junges, aber mittlerweile etabliertes Element in der deutschen Hochschullandschaft. Im Gegensatz zu regulären Professuren werden sie nicht vom Staat, sondern zunächst durch externe Geldgeber wie Unternehmen, Stiftungen oder Privatpersonen finanziert – meist zeitlich befristet auf fünf bis zehn Jahre, mit dem Ziel der Weiterführung als reguläre Professur. Sie eröffnen Hochschulen die Möglichkeit, neue Forschungsfelder zu erschließen, technologische Entwicklungen aufzunehmen und den Wissens- und Technologietransfer zu stärken.
Ein besonders gelungenes Beispiel dafür ist die von der Carl-Zeiss-Stiftung geförderte Stiftungsprofessur für „Autonome Intelligente Sensorik“ an der Hochschule Schmalkalden. Sie wurde 2019 mit Prof. Dr. Roy Knechtel besetzt, der auf über 20 Jahre Erfahrung in der Halbleiterindustrie zurückblickt, insbesondere im Bereich der MEMS-Sensorik. Ziel war es, ein neues Forschungsfeld an der Hochschule aufzubauen und inhaltlich mit modernster Technologie auszustatten.
Bereits vorhandene Infrastrukturen wie ein Reinraumlabor boten gute Ausgangsbedingungen. In den Folgejahren konnten zahlreiche spezialisierte Geräte angeschafft werden – unter anderem verschiedene 3D-Drucksysteme insbesondere auch für elektronische Strukturen, ein maskenloser Fotolithografie-Belichter, ein WaferBonder sowie ein Scanning Acoustic-Mikroskop. Besonders hervorzuheben ist das 3D-Integrationssystem KRONOS 15XBT, das vielfältige Materialien und Drucktechnologien kombinieren kann und damit die Realisierung komplexer elektronischer Systeme erlaubt.
Leistungsstarkes Team um Prof. Roy Knechtel
Mit diesen Geräten und Technologien wurden die Voraussetzungen für anspruchsvolle Forschung geschaffen. Gleichzeitig entstand ein leistungsstarkes Team: Neben Prof. Knechtel arbeiten inzwischen mehrere wissenschaftliche Mitarbeitende sowie Doktoranden an aktuellen Forschungsfragen, insbesondere zur Integration und Miniaturisierung elektronischer Komponenten. Es konnten Forschungskooperationen mit der regionalen Industrie aufgebaut und zahlreiche wissenschaftliche Veröffentlichungen realisiert werden.
Die Professur zeigt exemplarisch, wie Stiftungsprofessuren neue Impulse setzen: Sie ermöglichen Hochschulen, sich strategisch in innovativen Technologiefeldern zu positionieren, bieten Spielraum für experimentelle Forschung und fördern langfristig die Entwicklung neuer Expertisen. Der Erfolg des Projekts in Schmalkalden basiert auf dem Zusammenspiel von externer Förderung, vorhandener Infrastruktur, industrienaher Erfahrung und einem engagierten Team.
Die Carl-Zeiss-Stiftung leistete dabei nicht nur finanzielle Unterstützung, sondern förderte auch den Austausch zwischen verschiedenen Stiftungsprofessoren – etwa durch Vernetzungstreffen, und setzt dies auch in Ihrem Alumniprogramm über die Förderdauer hinaus fort. Mit dem Ende der Förderperiode im März 2024 lässt sich festhalten, dass die Professur wie geplant umgesetzt wurde und nachhaltige Strukturen geschaffen wurden, die auch über die Laufzeit hinaus Bestand haben.