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Technologien für Menschen entwickeln

Neuer interdisziplinärer Forschungsschwerpunkt an der Hochschule etabliert

Professorin Lenka Duranova mit den Professoren Hartmut Seichter und Frank Schrödel im Labor für Computergrafik.

Professorin Lenka Duranova mit den Professoren Hartmut Seichter und Frank Schrödel im Labor für Computergrafik.

An der Hochschule Schmalkalden haben sich zwei Professoren und eine Professorin zusammengetan, um gemeinsam zu forschen: Hartmut Seichter, Frank Schrödel und Lenka Duranova haben sich zum Ziel gesetzt, menschenzentrierte, interaktive Technologien als physische und virtuelle Ressourcen zu entwickeln. Der Mensch steht hierbei im Mittelpunkt – es geht um sein Wohlbefinden, das langfristig unterstützt und verbessert werden soll.

Wir alle wollen physisch und psychisch gesund bleiben, dabei zufrieden sein in allen Lebensbereichen. Dafür benötigen wir vielfältige Ressourcen, um Stressfaktoren zu minimieren und die Arbeitskomplexität zu optimieren. Sind wir weniger frustriert, verärgert oder gelangweilt, dann sind wir weniger krank und arbeiten gerne in unserem Beruf. So können Roboter monotone Arbeitstätigkeiten ersetzen und die Arbeitswelt flexibler werden lassen. Das Wichtige daran ist aber, dass der Mensch mit den neuen Technologien auch arbeiten will. „Wir müssen den Menschen die Angst nehmen“, sagt Prof. Lenka Duranova, Psychologin an der Fakultät Wirtschaftswissenschaften. Ansonsten werde viel Geld verschwendet, wenn der Mensch die neuen Technologien nicht nutzt, weiß Duranova aus eigener Erfahrung aus einem Krankenhaus zu berichten, wo neue technische Hilfsmittel aus Angst davor nicht von den Ärzten genutzt wurden. „Der Nutzer muss erstmal verstehen, was das Gerät macht und wofür es da ist.“

Der Fokus liege zunächst im Bereich der Robotik und interaktiven Medien, allerdings sei man auch offen für neue Technologien. Am Beispiel eines Lieferroboters erklärt Prof. Schrödel, worauf es bei der Entwicklung solch eines menschlichen Helfers ankommt: Dieser ist gerade mal so groß wie eine große Kiste, hat vier Räder und ein schmales Metallgestell, darauf ist eine schwarze Thermobox angebracht. Prof. Frank Schrödel hat den Lieferroboter mit seinen Studierenden entwickelt. Die Idee ist es, dass der Roboter Einkäufe aus dem Supermarkt zu Senioren im Stadtgebiet Gera-Lusan bringt. Dafür muss er allerdings noch einiges lernen. "Wie groß muss der Abstand zu anderen Fußgängern sein? Brauchen wir eine Hupe, einen Blinker, damit er von anderen Fußgängern wahrgenommen wird?" Er wird noch viel Technik benötigen, damit er sicher und allein durch das Wohngebiet fahren kann. Er braucht Sensoren, Kameras, ein Sonar und das Satellitennavigationssystem GPS. In den nächsten sechs Monaten stehen Testfahrten vor Ort an. Aus den Ergebnissen wird dann abgeleitet, wie Lieferroboter technisch und optisch ausgestattet werden müssen, damit sie sich im öffentlichen Raum einfügen und auch für Nutzer einen Mehrwert darstellen. Genau hier sind auch wieder die anderen Forschenden gefragt: „Der Ingenieur baut den Roboter, die Psychologin forscht, was der Mensch benötigt und der Informatiker verpackt das Ganze mit den nötigen Informationen“, erklärt das Forscherteam Seichter, Schrödel und Duranova.

Alle drei Forschende eint, dass sie gerne forschen. Und genau hier bestehe der Vorteil an einer kleinen Hochschule zu lehren und zu forschen, denn man komme sehr schnell mit regionalen Unternehmen in Kontakt, sind sich die Forschenden einig. Aber auch die Studierenden profitieren von den Synergien in Lehre und Forschung, denn das Studium wird somit deutlich praxisorientierter und anwendungsbezogener.

Über die Forscher:

Prof. Hartmut Seichter lehrt seit 2014 an der Fakultät Informatik auf dem Gebiet der Computergrafik. Er forscht zu den Themen Augmented Reality, Virtual Reality, Emerging Interfaces, Digital Design, 3D Modellierung und 3D Rekonstruktionen. In seinem Forschungssemester beschäftigte sich Hartmut Seichter mit den Nutzerschnittstellen in der Virtual Reality, den sogenannten tangible user interfaces – anfassbaren Nutzerschnittstellen. Ziel soll es sein, dass sich der Nutzer so einfach wie möglich und ad hoc in die Virtual Reality einfinden kann.

Prof. Lenka Duranova lehrt seit 2021 als Professorin für Wirtschaftspsychologie an der Fakultät Wirtschaftswissenschaften. Als Wirtschaftspsychologin hat sie bspw. Arbeits- und Anforderungsanalysen durchgeführt und daraus Maßnahmen für das strategische Human Ressource Management entlang des gesamten Mitarbeiterlebenszyklus abgeleitet, Personalauswahl- und Personalentwicklungsinstrumente konzipiert, angewandt sowie evaluiert. Aktuell forscht sie zu Erholung und Wohlbefinden von Beschäftigten in der digitalisierten Arbeitswelt. Darunter fallen Themen wie Technologie-Anforderungen, Informationsflut, ständige Erreichbarkeit, Technostress, Telepressure, Selbstregulation, Entgrenzung, Schlafqualität, Arbeitszufriedenheit, Mitarbeiterbindung und Produktivität.

Prof. Frank Schrödel lehrt seit 2020 als Professor für Automatisierungstechnik und Robotik an der Fakultät Maschinenbau. Er forscht zum Thema Autonomes Fahren, Industrie 4.0 und Social Robots. Hierbei nehmen zwei Themen eine zentrale Rolle ein: Feinfühlige Roboter und selbstoptimierende Automatisierungslösungen. Dabei setzt er auf die Verwendung neuartiger Sensorikkonzepte und deren enge Integration mit der entsprechenden Robotersteuerung. Ziel ist es, dass der feinfühlige Roboter der Zukunft aktiv mit dem Menschen kooperiert.