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Hochkarätiges Innovationsforum Kunststofftechnik und Werkzeugbau an der Hochschule Schmalkalden

Rund 15 Millionen Tonnen Kunststoff verarbeiten die gut 3500 Unternehmen der Branche mit ihren 400 000 Arbeitsplätzen in Deutschland jedes Jahr. Tendenz steigend. Freischwingende Stühle aus einem Guss, elastische Kochtöpfe aus Silikon, flexible Herzklappen-Implantate, Fahrzeugkomponenten aller Art oder luftdichte Folien für Lebensmittelverpackungen, die sogar Mikroben abtöten können – hatte Plastik einst den Ruf, zweitklassiger Ersatz für hochwertige Naturstoffe zu sein, ist es heute bevorzugtes Material für viele Produkte und fester Bestandteil unseres modernen Lebens. Hinter den Alltagsgegenständen verbergen sich jedoch auch ganz eigene Herausforderungen an die Produktentwickler und an die Hersteller der benötigten Formen und Werkzeuge zur Verarbeitung der Kunststoffe.

Am 8. und 9. April 2016 hatten daher der Verband Deutscher Werkzeug- und Formenbauer (VDWF) sowie das Zentrum für Weiterbildung und das Labor für Angewandte Kunststofftechnik der Hochschule Schmalkalden zum gemeinsam getragenen „Innovationsforum Kunststofftechnik und Formenbau“ eingeladen.

Rund 80 Teilnehmer aus ganz Deutschland, teils auch aus dem deutschsprachigen Ausland, folgten dem Ruf und konnten an den beiden Veranstaltungstagen hochkarätige Vorträge sowohl zu Technik-Themen als auch über die „Jahrhundertaufgabe Ressourceneffizienz“ beim Umgang mit Kunststoffen hören.

„Es ist uns tatsächlich gelungen, eine gute Mischung aus technisch-fachlichen Inhalten und auch genügend Freiraum zum Netzwerken herzustellen“, sagt Professor Thomas Seul, VDWF-Präsident und Prorektor für Forschung und Transfer der Hochschule Schmalkalden. Die Diskussionen nach den Vorträgen, der Austausch untereinander in den Pausen oder bei der Abendveranstaltung in der Viba Nougat-Welt, aber auch die Gespräche mit den Firmenvertretern der Fachausstellung im Foyer der Hochschule seien genauso wichtiger Bestandteil des Forums gewesen wie die Vorträge selbst. „Besonders gefreut“ hat den 46-jährigen Professor auch, dass viele seiner ehemaligen Studenten von ihren Arbeitgebern zu dieser Veranstaltung geschickt wurden. „Wann weiß ein Lehrer, dass er einen guten Job gemacht hat?“, fragt Seul und beantwortet die Frage gleich selbst: „Wenn die Absolventen einen guten Arbeitsplatz bekommen haben – und alle, mit denen ich gesprochen habe, waren froh, dass sie in Schmalkalden studiert haben. Das ging runter wie Öl“, erkläre jedoch auch die große Anzahl von „Rückkehrern“ zum Innovationsforum.

Aber nicht die persönliche Bestätigung stehe im Vordergrund, vielmehr spiegle sich im Erfolg des Innovationsforums die Qualität des gesamten Schmalkaldener Ausbildungskonzepts wider. „Schmalkalden bekennt sich als Hochschulstadt und hier haben wir nun eine echte Plattform des Austauschs und des Erkenntnisgewinns geschaffen“, so Seul. Das Forum reihe sich nahtlos in die Serie weiterer Hochschulveranstaltungen ein, wie beispielsweise den „Thüringer Branchentreff für den Werkzeug- und Formenbau“, der gemeinsam mit der Meusburger Georg GmbH veranstaltet wird, oder das vom VDWF und VDMA mitgetragene Anwenderforum Werkzeug- und Formenbau.

In diesem Zusammenhang gab es einen weiteren spannenden Tagesordnungspunkt für die Forumsteilnehmer: der offizielle Gründungsakt des Instituts für kognitive Systeme (IKoSys). Diese Neugründung ist das erste „In-Institut“ an der Hochschule Schmalkalden. Es will mit Interdisziplinarität als „Vordenker“ Schnittstellenthemen belegen und unter einer gemeinsamen Marke im Verbund forschen, aber auch einen Leistungskatalog für externe Dienstleistungen erstellen. Das Leitungsgremium bilden die Professoren Frank Beneke (Produktentwicklung/Konstruktion), Thomas Seul (Fertigungstechnik/Werkzeugkonstruktion) und Andreas Wenzel (Eingebettete Systeme/Technische Informatik).

Professoren Elmar Heinemann, Frank Beneke, Andreas Wenzel und Thomas Seul
Rektor Prof. Elmar Heinemann, Prof. Frank Beneke, Prof. Andreas Wenzel und Prof. Thomas Seul

Diese Interdisziplinärität und Flexibilität – sei es bei den Instituten, der Aus- und Weiterbildung oder eben bei den Fachforen der Hochschule – sei wesentlich, um sich weiterzuentwickeln, bekräftigt Seul. „Wir müssen immer vordenken und uns damit beschäftigen, welches Potential der Werkstoff Kunststoff bietet, wohin die Trends zeigen, welche Technologien, welche Einsatzmöglichkeiten es in Zukunft geben wird, und auch welche Märkte.“ Denn nur so könne man in Deutschland auch in Zukunft wirtschaftlich produzieren und sein Brot auch hier verdienen. Für Thomas Seul ist es daher wesentlich, offen zu sein. „Lernen in alle Richtungen“ war sein eigenes Motto des Innovationsforums in Schmalkalden. „Einem Vorurteil wurde an den beiden Tagen auch ausgeräumt“, erklärte Seul augenzwinkernd in seinem Schlusswort, „nämlich dass deutsche Hochschulprofessoren alles wüssten.“ Er selbst habe sich nämlich auch einige Punkte aus den Ausführungen der Vortragenden und aus den Diskussionen notiert, die er in seine Vorlesungen und in seine Arbeit einfließen lassen werde. Was gibt es Besseres, als eine solche Qualitätsbekundung? Die „Wiederholungsgefahr“ erscheint folglich für alle Beteiligten groß. Die Veranstaltung soll daher in definiertem Rhythmus fortgeführt werden und fester Bestandteil der Hochschulaktivitäten werden.